Digitalisierung im Zeltlager - Tutorial für einen Jugendworkshop

Während unserer Workshops auf dem Pfingstlager der DPSG in Westernohe im Mai 2018 kam uns die Idee, unseren Workshop Game of Thoughts, ein Format zur Entwicklung von digitalen Erklärspielen, für mehr Jugendverbände zugänglich zu machen. Darum haben wir ein Tutorial für die Durchführung des Workshops auf Zeltlagern (ohne Internet) geschrieben.

Konsolenfrau-Illustration CC BY-SA 4.0

Das Setting

Der Workshop kann für eine Dauer von drei Stunden ausgelegt sein und in einem großen Zelt stattfinden. Die Teilnehmenden sind insgesamt max. 20 Personen im Alter von 12 bis 15 Jahren. Hinzu kommen vier weitere Betreuende, sodass auf fünf Teilnehmende ein*e Betreuer*in kommt. Je nach Anzahl der Teamer*innen aus vorhandener Hardware kann die Teilnehmer*innenzahl variiert werden, einen Großteil der Zeit wird in Kleingruppen gearbeitet.

Wir nutzen das kostenlose Open-Source-Tool Twine, welches auf Geräten mit Mac OS, Linux und Windows funktioniert. Mit Twine lassen sich interaktive Geschichten erstellen. Das Prinzip ähnelt dem des Spielbuchs, bietet jedoch mehr Möglichkeiten, eigene Ideen umzusetzen.

Benötigtes Material

Must have:

  • 10 Laptops mit Mäusen, auf denen die Offline-Version von Twine bereits installiert ist (zwei Personen pro Laptop)
  • Stromanschlüsse (für jeden Laptop einen, weil umstecken nervt)
  • USB-Sticks zum Sichern der fertigen Spiele
  • Moderationsmaterial (Papier, Stifte, Marker, Tape, Klebepunkte, etc.)
  • Flipcharts oder Metaplanwände für Präsentation oder Visualisierung
  • Gewebeklebeband (damit Poster oder Beschilderung an den Zeltwänden hängen bleiben), alternativ: Schnur zum Aufhängen
  • Handout: Einführung ins Gamedesign (eins pro Person plus Extras)
  • Handout: Twine (eins pro Person plus Extras)
  • Tische + Bänke
  • Getränke, Snacks

Nice to have:

  • Beamer mit Lautsprechern (falls die Lichtverhältnisse die Nutzung des Beamers zulassen)
  • Internetverbindung

Alle Materialien sind unter folgendem Link online einsehbar und können jederzeit kostenfrei heruntergeladen und angepasst werden: demokratielabore.de/workshops/game-of-thoughts

Kontroller-Illustration CC BY-SA 4.0

Herausforderungen und Lösungen für die Durchführung

- schwierige Lichtverhältnisse
- keine festen Zeltwände
Alle Präsentationen sollten in Offline-Varianten und visualisiert vorhanden sein (z.B. auf Flipcharts), um sowohl die Einführung in das Gamedesign als auch Aufgabenstellung und Einführung zum Tool ohne Präsentation über den Beamer durchführen zu können.
- wechselhaftes Wetter

Vorbereitend solltet ihr euch auf jeden Fall ausreichend Material zum Trocknen von bswp. Tischen und Stühlen organisieren. Küchenrolle oder kleinere Handtücher sind hier hilfreich.

Für Regenschauer und nicht ganz abgedichtete Zelte kann Schutzplane eine schnelle Lösung sein. Über Technik und Material kann so schnell einfach eine Plane geworfen werden. Zur Lagerung der Technik und Materialien über Nacht ist es sinnvoll, wasserdichte und abschließbare Kisten zu nutzen.

- kein fester Boden/Untergrund

Wir empfehlen, Stromverteiler am besten immer mit Gewebeklebeband an Tischen und Stühlen zu befestigen. Ihr umgeht so zum einen das Problem der Nässe des Bodens, zum anderen kann bei Regen die Schutzplane direkt über Laptops und Stromverteiler gelegt werden.

Für die Lagerung von Material wie Handouts und Moderationsmaterial kann es hilfreich sein Koffer und Kisten zu nutzen. Die Tische bleiben so frei für die Teilnehmenden und euer Material wird am Boden nicht der potentiellen Feuchtigkeit ausgesetzt.

- Drop-In Format als besondere Herausforderung für den Ablauf und die Gruppendynamik

Je nach Anzahl der Teilnehmer*innen und Teamer*innen ist eine individuelle Unterstützung und Einführung in den Workshop die optimale Lösung auch nach dem Start noch Einzelpersonen einen Einstieg zu ermöglichen. Hinzukommende Jugendliche können Aufgabenstellung und Tool auch noch erläutert bekommen, nachdem die gesamte Gruppe gestartet ist.

Für einen individuellen Einstieg in den Workshop können folgende Handouts besonders hilfreich sein:

  • Handout mit Aufgaben und Ziel des Workshops
  • Handout zur Einführung in das Tool (Twine)

Unterstützend sollte immer ein Laptop mit einem möglichen Testspiel aufgebaut sein, um einen Eindruck für ein fertiges Twine-Spiel zu bekommen.

Wichtig: Die Info, zu welcher Uhrzeit alle finalen Spielversionen gegenseitig getestet werden können und wo nach Abschluss des Workshops die Dokumentation zu finden ist, solltet ihr im Zelt visualisiert haben!

Ziele-Inhalte-Methoden: Der Ablaufplan im Detail

Schritt 01 / 10
Warm-Up

Minuten
5 - 10
Ziel
Gemeinsamer Einstieg in den Workshop
Methode
Turtle Wushu Streetgame
Material
Kleine Scheiben oder Centstücke für alle Teilnehmenden Regeln: ludocity.org/wiki/Turtle_Wushu

Schritt 02 / 10
Einführung in das Thema Game Design

Minuten
10
Ziel
Einführung ins Thema und Aufgabe des Workshops
Methode

Input mit Präsentation

Inhalte:
Zunächst gibt es mit Hilfe einer Präsentation eine Einführung in das Thema Gamedesign. Grundlegende Fragen werden hierbei geklärt: Was sind Spiele? Was macht Spiele aus?

Die Teilnehmenden bekommen die Aufgabe für den Workshop gestellt und kurze Erklärungen dazu: Entwickelt ein Erklärspiel.

Die Wahl der Zielgruppe (Kinder, Eltern, Lehrer, ...) und des Thema (Krieg, Schule, Geld, Gefuühle, Toleranz, Wahl, Identität, …) wird jeweils bei den Kleingruppen belassen.

Material

Visualisierungen für die Präsentation
Handouts mit Ziel und Aufgaben für den Workshop

Schritt 03 / 10
Kennenlernen des Tools Twine

Minuten
10
Ziel
Einführung in das Tool Twine
Methode

Testen eines Twine-Spiels - alle Teilnehmenden können vor dem eigenen Erstellen von Spielen ein vorbereitetes Twine-Game testen, um einen Eindruck für textbasierte Spiele zu bekommen.

Nach dem Test eines Spiels bekommen alle Jugendlichen eine kurze Einführung in die wichtigsten Schritte zum Start und der Nutzung von Twine. Unterstützt wird dies durch ein Handouts mit Basics.

Material

vorbereitetes Testspiel auf jedem Laptop (kann über den Editor importiert werden)

Handout Twine

Schritt 04 / 10
Ideen erarbeiten

Minuten
15
Ziel
Gruppenbildung und Ideenfindung
Methode

Brainstormen in Kleingruppen

Die Teilnehmenden finden sich zunächst in Teams zu zwei Personen pro Laptop zusammen. In den Zweiergruppen werden nun Ideen für ein Erklärspiel gesammelt und dokumentiert. Je nach Alter der Teilnehmenden kann es nötig sein, diese bei dem Prozess zu unterstützen.

Material
A4 Blätter, Stifte

Schritt 05 / 10
Konzept der Spielidee erstellen

Minuten
15
Ziel
Erstellen des Konzepts der Story
Methode

Erstellen eines groben Konzeptes in Kleingruppen

Innerhalb der Kleingruppen erstellen sich die Jugendlichen ein erstes Konzept für ihr Spiel und klären Fragen für Details.

Folgende Fragen sollte hierbei bearbeitet werden:

  • Wie ist der grobe Verlauf der Geschichte?
  • Welche Orte und Entscheidungen wollen wir einbauen?
  • Welche Charaktere kommen in der Geschichte vor?
  • Welche Botschaft soll bei den Spielenden ankommen?
  • Welche Entscheidungen müssen die Spielenden treffen?
  • Welchen Namen trägt das Spiel?
Material

Handout Aufgabenstellung

Handout Twine

Schritt 06 / 10
Einverständnis für das Konzept einholen

Minuten
5
Ziel
Rücksprache halten
Methode

kurzes Feedback durch die Teamer*innen

Vor der Entwickungsphase ist es wichtig abzuschätzen ob das Spiel in der gegebenen Zeit und den zur Verfügung stehen Mittel umgesetzt werden kann. Auch die thematische Einordnung muss passen. Eine interaktive Abenteuergeschichte mag spannend sein, aber die Auseinandersetzung mit der Lebenswirklichkeit der Teilnehmenden kommt dabei oft zu kurz. Hier ist es wichtig steuernd einzugreifen und bei der Realisierung zu helfen.

Material
kein Material benötigt

Schritt 07 / 10
Entwicklung der Twine-Spiele

Minuten
60 - 90
Ziel
Erstellen der Storys mit Hilfe des Tools von Twine
Methode

Spieleentwicklung in Teams

Im Kern des Workshops entwickeln die Teilnehmer*innen je Team ein Twine-Spiel mit Hilfe ihres vorher erstellen Grobkonzeptes aus Schritt 5. Fragen und Details der Story werden im Verlaufe des Erstellens konkretisiert und mit Leben und Inhalten gefüllt.

Unterstützend stehen die Teamer*innen für Fragen der Inhalte und Umsetzbarkeit mit Hilfe des Tools zur Verfügung und geben individuelle Tipps.

Material

PCs, Mäuse, Stifte, Papier

Handouts für Tools

Schritt 08 / 10
Finalisierung

Minuten
15
Ziel
Fehler im Spiel ausbessern und Nachvollziehbarkeit prüfen
Methode

Finalisierung in Teams und Feedback durch Teamer*innen

Bevor das Spiel vorgestellt und von den anderen Teilnehmenden gespielt werden kann, sollte es noch einmal gründlich auf Fehler und inhaltliche Kohärenz getestet werden. Sollten Dinge noch unklar sein, besteht die Möglichkeit sie anzupassen. Die Betreuenden können dabei helfen und ihre Erfahrungen den Teilnehmenden spiegeln.

Material
Kein Material benötigt

Schritt 09 / 10
Spiele vorstellen

Minuten
5 - 10
Ziel
Wertschätzung der eigenen Arbeit, kompakte Auswertung
Methode

Kurzpräsentation des eigenen Spiels

Jede Gruppe stellt ihr Spiel vor indem sie den Titel und die Idee bzw. das Thema kurz benennt. Den Teilnehmenden sollte der Raum gegeben werden zu erläutern, weshalb ihnen das Thema wichtig ist.

Material
Kein Material benötigt

Schritt 10 / 10
Offenes Spielen

Minuten
60 - offenes Ende
Ziel
Eindrücke sammeln und verschiedene Spiele kennenlernen
Methode

Gegenseitiges Spielen und Testen der entstandenen Games

Jede*r kann alle Spiele ausprobieren, es gibt Essen und Getränke und Gespräche sind ausdrücklich erwünscht! Die Ergebnisse können auch den anderen Teilnehmenden des Zeltlagers zugänglich gemacht werden.

Material
Essen / Getränke, Laptops

Nachbereitend sollten alle Spiele gesichert und später online zur Verfügung gestellt werden. Während des Workshops ist die einfachste Möglichkeit, die Spiele offline zu sichern durch Abspeichern auf einem USB-Stick. Nach der Durchführung können dann von einem Ort mit Internetverbindung aus die Spiele online gestellt und so allen Teilnehmenden der Zugriff gewährleistet sowie die Ergebnisse nach außen präsentiert werden. Außerdem kann den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben werden, die Spiele auch nach Ende des Workshops weiter zu bearbeiten und zu verbessern.

Allgemeine Tipps

  • Bei mehreren Gruppen kann es in einem Zelt schnell sehr laut werden. Lasst daher genug Platz zwischen ihnen.
  • Arbeitet euch im Vorfeld gründlich in Twine ein, damit ihr die Teilnehmenden bei der Durchführung gut beraten könnt.

Viel Spaß bei der Durchführung!

Alpaka-Illustration CC BY-SA 4.0